Das Ding hat einen namen
Dermatillomanie
Acne Excoriée
Skin Picking
Diese drei Bezeichnungen sind Fachbegriffe für das "Ding" was mich seit 10 Jahren nicht loslässt. Ich nenne es der Einfachheit halber gerne AE, da dieser Begriff sehr abstrakt ist. Ich finde es schwierig zu erklären was AE bedeutet und bin schon öfters am Versuch gescheitert zu erklären was denn da los ist mit meiner Haut. Da mir im Moment keine bessere Erklärung eingefallen ist, werde ich ohne groß darüber nachzudenken in Stichworten aufschreiben was es für mich heißt:
Aufquetschen von Pickeln, abkratzen von krusten, ausdrücken von mitessern, absuchen der haut, kratzen an der kopfhaut, impulskontrollstörung,
das gefühl von unreinheit,
der drang es zu tun, Trance zustände, Attacken, Schuldgefühle, Ekel, Scham,
Angst aufzufallen, verstecken, ...
Ich finde, dass diese englische Seite AE ganz gut erklärt und die Fakten gut strukturiert darstellt:
http://www.trich.org/about/skin-signs-symptoms.html
Dermatillomanie
Skin Picking
Acne exorciée
Drei Wörter für eine Krankheit, die ich der Einfachheit halber AE nennen werde. Das Wort „Manie“ macht mir Angst, bei „Picking“ denke ich an pickende Vögel und AE ist die Abkürzung von „acne exorciée“ und so abstrakt, dass ich dabei bleiben werde. Da ich keine Ärztin bin, kann ich nur wiedergeben was ich unter AE verstehe und was ich darüber gelesen habe. AE bezeichnet das Kratzen, Drücken und Pulen an der Haut, welches durch einen impulsartigen Drang ausgelöst wird. Man muss dazu sagen, dass das Entfernen von Hautunreinheiten und Schüppchen für viele Menschen ganz normal ist und sie es ohne Probleme bei einem Mal belassen können. Eine Stelle wird nicht wieder und wieder aufgedrückt oder aufgekratzt.
Es gibt eine Reihe verschiedener Impulskontrollstörungen, zu der auch Trichotillomanie zählt, welche das zwanghafte Ausreißen oder Bearbeiten von Haaren mit sich führt. Es gibt auch Menschen, die in starkem Maße an ihre Nägel und Nagelbetter bearbeiten (Onychophagie).
All diese Verhaltensmuster sind bei einem Großteil der Bevölkerung zu finden, denn nicht ohne Grund spricht man zum Beispiel davon, dass etwas „zum Haare ausreißen“ ist. Und wer weiß, vielleicht kommt der Ausdruck „an etwas zu knabbern haben“ ja auch daher, dass man unter Stress, wenn man sich mit etwas rumplagt, eher dazu neigt an sich zu „knabbern“. Auch wenn es fachlichen Bezeichnungen für diese Verhaltensweisen gibt, bedeutet das natürlich noch lange nicht, das jeder, der einen Pickel ausdrückt, oder mal an den Nägeln kaut, oder sich mehrmals durch die Haare fährt an einer Impullskontrollstörung leidet. Die Übergänge von einer Angewohnheit, die vielleicht nur phasenweise oder sehr schwach ausgeprägt auftritt, zu einer Impullskontrollstörung sind schwer festzumachen. Selbst wenn man Betroffene direkt anspricht und fragt, wie sie zu ihrem Verhalten stehen, hört man oft, dass es „nur eine dumme Angewohnheit“ ist. In einem Tagebucheintrag habe ich das wortwörtlich so geschrieben: „Ich muss mir endlich diese dumme Angewohnheit abgewöhnen und einfach die Hände aus meinem Gesicht lassen. Das kann doch nicht so schwer sein.“ Wenn es nicht so schwer wäre, dann hätte ich mich nicht daran gemacht darüber zu schreiben. :-)
Man neigt übrigens schnell dazu AE mit selbstverletzendem Verhalten gleich zu setzen. Ich kann nur für mich sprechend sagen, dass ich mich damit nicht identifizieren kann. Auch hier ist die Grenze sicher nicht klar zu setzen. Ich jedenfalls möchte mich nicht verletzen und ich könnte mich nach jedem „Anfall“ an die Wand klatschen, weil ich es so sehr bereue. Es fühlt sich für mich danach nie gut an, nur währenddessen. Manchmal kommt während dem Knibbeln auch das Gefühl der Trance hinzu, welches mich alles ausblenden lässt. Nach vollendeter „Tat“ fühle ich mich nicht erleichtert, wie wenn Druck von mir abgefallen wäre. Ganz im Gegenteil: Danach geht es erst richtig los. Ich fühle mich schlecht, mache mir Vorwürfe und möchte noch einmal nachgucken, was ich da angerichtet habe. Auf das erste Mal folgt meist ein zweites Mal und es wird dadurch nie besser. Daraufhin folgt das Verstecken, das Übermalen und Zurückziehen. Ich verstehe, dass nicht jeder nachvollziehen kann, wie sich das anfühlt und warum es so ist. Die Wunden, die entstehen und die durch das ewige Aufkratzen nicht richtig heilen können und oft Narben hinterlassen sind natürlich Verletzungen, aber ich habe das nie so gewollt. Mein Ziel ist ein perfektes, ebenes Hautbild. So absurd das auch klingen mag.